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Verschiedenes

 
Keine Empfehlung für Muscheln aus dem Watt
WWF und NABU kritisieren MSC-Zertifikat der Miesmuschelfischerei im niedersächsischen Wattenmeer

In Kürze können Verbraucher Miesmuscheln aus Niedersachsen mit MSC-Siegel kaufen, gerade hat die Fischerei ihr Zertifikat erhalten. Die fragliche Muschelfischerei wird dort innerhalb des als Nationalpark geschützten und als Weltnaturerbe anerkannten Wattenmeeres durchgeführt. WWF und NABU kritisieren diese Zertifizierung, da sie weder die ökologisch nachteiligen Auswirkungen der Fischerei noch den Schutzanspruch des Wattenmeeres ausreichend berücksichtigt. Laut Umweltverbänden steht die niedersächsische Miesmuschelfischerei auch im Widerspruch zu nationalem und europäischen Naturschutzrecht. Der MSC ist die weltweit glaubwürdigste Umweltzertifizierung für Meeresfischereien, hat aber bei dieser speziellen Zertifizierung nicht die nötigen Nachhaltigkeitskriterien sicherstellen können.

„Die jetzige Form der Fischerei schädigt die Muschelbänke im Wattenmeer und nimmt geschützten Vögeln die Nahrungsgrundlage. Sie entspricht nicht den Zielen des Nationalparks und der Verbraucher kann nicht darauf vertrauen, dass diese Muscheln ohne Belastung des Ökosystems gewonnen wurden. Ein Umweltsiegel für diese Fischerei lehnen wir daher ab, solange die Fischerei nicht auf naturschonende Verfahren umgestellt wird“, kommentiert Hans-Ulrich Rösner, Leiter des WWF Wattenmeerbüros die Zertifizierung.

Wilde Miesmuschelbänke werden unter Wasser und auf dem Watt mit schwerem Fanggerät – sogenannten „Dredgen“, die aus einem Metallrahmen und aufgespannten Netz bestehen – fast vollständig abgeerntet. Der charakteristische Lebensraum Muschelbank geht so auch für zahlreiche Begleitarten verloren. Neue Muschelbänke können so nicht mehr natürlich entstehen. Vogelarten wie der Austernfischer sind aber auf die Miesmuscheln als Nahrungsquelle angewiesen. Die Bestände der eigentlich zu zehntausenden im Wattenmeer rastenden Austernfischer gehen seit vielen Jahren stark zurück. Zudem wollen die Fischer junge Miesmuscheln, sogenannte Saatmuscheln, aus dem niederländischen Wattenmeer in den Nationalpark importieren. Hier werden sie auf Kulturflächen ausgesetzt, und nach dem Heranreifen abgefischt. Mit solchen Importen werden aber weitere gebietsfremde Arten in den Nationalpark eingeschleppt. Zu den schon verbreiteten Bioinvasoren gehören beispielsweise die Pazifische Auster oder die amerikanische Schwertmuschel.

„In so sensiblen Schutzgebieten wie dem Wattenmeer muss man die Auswirkung einer Fischerei auf das gesamte Ökosystem bewerten, doch gegen diesen Grundsatz wird in Niedersachsen verstoßen. Das System MSC weist hier in seinem Bewertungsschema eine gefährliche Lücke auf“, erläutert Kim Detloff, NABU-Meeresschutzexperte. „Zentrales Ziel eines Nationalparks sollte es sein, dass sich heimische Natur ungestört entwickeln kann und alle typischen Arten einen intakten Lebensraum vorfinden.“

WWF und NABU haben sich über Jahre aktiv und konstruktiv am MSC-Verfahren beteiligt. Sie hatten erwartet, dass im Rahmen des Verfahrens entsprechende Veränderungen zu einer ökologisch nachhaltigen Form der Muschelfischerei erarbeitet würden. Dies ist jedoch nicht gelungen, die Fischerei will auf schädliche Praktiken wie die Abfischung von natürlichen Wildmuschelbänken und den Import von gebietsfremden Muscheln in den Nationalpark nicht verzichten. Im Laufe des Verfahrens wurde deutlich, dass für die bisherige Muschelfischerei auch keine Umweltverträglichkeitsprüfungen vorliegen, wie sie deutsches und europäisches Naturschutzrecht für Schutzgebiete vorschreiben. Nicht einmal hierfür wurde im Zertifizierungsverfahren eine Nachbesserung verlangt.

WWF und NABU erwarten vom MSC, seiner Aufgabe als globales Umweltsiegel nachzukommen. Viele Staaten sind nicht in der Lage oder willens Fischerei nachhaltig durchzuführen und zu regulieren. Negative Begleiteffekte wie Überfischung und Zerstörung von Ökosystemen sind die Folge. Ein mangelhaftes Management durch die Behörden muss aus Sicht der Verbände durch entsprechende Auflagen in der MSC-Zertifizierung korrigiert werden, damit die zertifizierte Fischerei nachhaltig wird:

„Fischereien in Naturschutzgebieten oder Nationalparks sind nicht automatisch umweltverträglich, sondern stehen oft noch im Konflikt mit dem Schutzauftrag. Der MSC-Standard berücksichtigt momentan die strengeren Anforderungen durch Schutzgebiete nicht ausreichend und muss entsprechend verbessert werden. Eine Fischerei in geschützten Gebieten darf erst dann als nachhaltig zertifiziert werden, wenn sie in voller Übereinstimmung mit den Naturschutzzielen ausgeübt wird“, fordern WWF und NABU. Der MSC-Standard durchläuft aktuell eine Überarbeitung, in der dieses Defizit nach Ansicht der Verbände nachgebessert werden muss. Nur so könne MSC seinen Status als heute glaubwürdigster Umweltstandard für Fischprodukte erhalten.
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Netzentwicklungsplan 2013 - Ja, aber bitte in Maßen!
Bis zum 8. November können Bürgerinnen und Bürger noch Stellung zum Netzentwicklungsplan beziehen.

Freiburg, 28.10.2013: Dass sich das deutsche Stromnetz nicht auf dem neusten Stand befindet, ist lange kein Geheimnis mehr. Doch im Hinblick auf den aktuellen Netzentwicklungsplan 2013 und die enorme Masse an geplanten Maßnahmen, drängen sich für den Verbraucher einige Fragen auf: Sind wirklich so viele Kilometer an neuen Leitungen nötig, um den Strom aus Erneuerbaren Energien aufnehmen zu können? Oder wie sieht es mit der Effektivität der Bürgerbeteiligung im Hinblick auf den Netzentwicklungsplan aus. Noch bis zum 8.November 2013 hat die breite Öffentlichkeit die Möglich-keit im 3. und letzten Konsultationsverfahren den finalen Entwurf des Netzentwicklungsplans zu kommentieren. Der fesa e.V. ist mit den Netzausbauplänen nicht einverstanden. Sie sind völlig überdimensioniert, weil sie weder die Potenziale einer dezentralen Energiewende auf Basis der Erneuerbaren Energien einbeziehen noch die Möglichkeiten für Energieeinsparung, Energiespeicherung und Lastmanagement.

Der erste Entwurf des NEP stand vom 02.03. bis zum 14.04.2013 zur Konsultation und wurde nach Sichtung und Auswertung der 466 Stellungnahmen überarbeitet und ergänzt. Der zweite Entwurf wurde nun im Juli 2013 veröffentlicht und ist mit über 150 Seiten ein sehr komplexes Dokument. Die Stellungnahmen, die verwertet wurden, haben keine elementaren Veränderungen herbeigeführt. Generell kann festgestellt werden, dass Maßnahmen und Einwendungen, die das Potenzial hätten, den Bedarf des Netzausbaus zu verringern, keine Änderungen zur Folge hatten. "Das im Entwicklungsprozess verankerte Verfahren, die Öffentlichkeit im Rahmen eines Konsultationsprozesses zu beteiligen, ist theoretisch sehr begrüßenswert", bilanziert Diana Sträuber, Geschäfts-führerin des fesa e.V. "Die Beteiligungsmöglichkeiten in der Realität sind jedoch minimal". Diese Art der Bürgerbeteiligung ist ein zeitaufwendiger Prozess, da interessierte Mitbürger viel Kraft und Mühe aufwenden, um die komplizierten Sachverhalte des Entwicklungsplanes zu verstehen und anschließend zu kommentieren. Hat es jedoch den Anschein, dass diese Mühe ohne Auswirkung bleibt, besteht die Gefahr einer rückläufigen Entwicklung der Beteiligung bei Entwicklungsprozessen. Deshalb hat der fesa e.V. eine Einwendung verfasst, indem die wichtigen kritischen Elemente aufgeführt sind.

Der zweite Entwurf des Netzentwicklungsplans ist ein Maximalentwurf des Netzausbaus, der Alternativmaßnahmen nicht hinreichend in Betracht zieht. Zu diesen alternativen Maßnahmen gehört beispielsweise der regional verstärkte Ausbau der Erneuerbaren Energien, vor allem auch der Windkraftanlagen-Ausbau in den südlichen Bundesländern. Der Zeitraum für den Bau riesiger Stromtrassen steht in keinem Verhältnis zu den vielen, weniger aufwändigen und kostengünstigeren Alternativen. "Die Bundesnetzagentur sollte diese Alternativen mit in ihre Berechnungen aufnehmen, damit der Netzausbau nicht überdimensioniert, sondern angepasst entwickelt werden kann", meint auch Diana Sträuber. "Viele Bürgerinnen und Bürger haben die Planungen in diesem Sinne kommentiert und wollen eine Berücksichtigung ihrer Einwendungen sehen".

Der zweite Entwurf des NEP 2013 mit seinem vorgeschlagenen Neubau riesiger Stromtrassen geht an einer schnellen Energiewende völlig vorbei. Der fesa e.V. ist mit den Netzausbauplänen nicht einverstanden. Sie sind für das eigentliche Ziel - eine schnelle Energiewende - überdimensioniert, weil sie weder die Potenziale einer dezentralen Energiewende auf Basis der Erneuerbaren Energien einbeziehen noch die Möglichkeiten für Energieeinsparung, Energiespeicherung oder Lastmanagement. Des Weiteren fehlt die notwendige Transparenz für die Stromverbraucher, die Erkennbarkeit der Einflussnahme der öffentlichen Stellungnahmen in den Entwicklungsprozess sowie eine nachvollziehbare Argumentation für die Trassenverläufe, die sich als eher vorgeschoben erweisen.
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Countdown läuft für hochdotierten Georg Salvamoser Preis
50.000 Euro für Pioniere der Energiewende

Bewerbungsfrist endet am 15. November 2013

Der Countdown läuft für den Georg Salvamoser Preis. Noch können
sich Wegbereiter und Pioniere der Energiewende mit ihren Projekten für
den mit 50.000 Euro dotierten Umweltpreis bewerben. Die Bewerbungs-
frist endet am 15. November 2013.

„Der Umstieg auf erneuerbare Energien wird überall voran getrieben, von
Privatpersonen, Organisationen und Vereinen, von engagierten Kommunen
wie Unternehmen“, erklärt Maria Salvamoser, Geschäftsführerin der Georg-
Salvamoser-Stiftung, die gemeinsam mit der Stadt Freiburg den mit 50.000
Euro hochdotierten Umweltpreis auslobt. „Daher möchten wir mit dem Preis
vor allem Menschen würdigen, die mit ihren Projekten Widerstände und Hin-
dernisse auf dem Weg zu einer 100% erneuerbaren Energieversorgung ü-
berwinden.“ Weitere Kriterien für die Preisvergabe sind Innovationsgrad, Ori-
ginalität und Vorbildfunktion aber auch der dezentrale Charakter der einge-
reichten Projekte.

Bewerbungen sind noch bis 15. November 2013 möglich. Sie können aus-
schließlich online auf der Webseite www.georg-salvamoser-preis.de einge-
reicht werden.
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Zahl der Streuobstwiesen am Schönberg nimmt wieder zu
Engagierte Bürgerinnen und Bürger setzen sich für den Erhalt und für neue Wiesen ein

Die Zahl der Streuobstwiesen am Schönberg nimmt wieder
zu. Baden-Württemberg ist das Land der Streuobstwiesen,
einem der artenreichsten Lebensräume, die hier existieren
oder besser existierten. In den zurückliegenden Jahrzehnten
fielen viele dieser Wiesen der Siedlungsentwicklung und den
Flurbereinigungen zum Opfer oder aber die bisherigen
Obstbäume wurden durch erntefreundlichere
Niederstammsorten ersetzt. Auch Freiburg besaß früher einen
Obstbaumgürtel um die Stadt. Heute sind nur noch Relikte auf
der Zähringer Höhe, auf dem Lehener Bergle und am
Schönberg vorhanden.
„Am Schönberg soll sich dies in absehbarer Zeit wieder
ändern. Seit Jahren engagieren sich vor Ort Mitglieder von
Naturschutzvereinigungen und nicht-organisierte Bürgerinnen
und Bürger für den Erhalt der Streuobstwiesen und auch für
neue Wiesen“, freut sich Umweltbürgermeisterin Gerda
Stuchlik über dieses tatkräftige Engagement.
Die verbliebenen Streuobstwiesen am Schönberg bieten für
viele Vögel einen wertvollen Lebensraum und sind deshalb
dort noch zahlreich vorhanden. So lassen sich hier neben
Gartenrotschwanz, Sumpfmeise, Star und Wendehals auch
ein ganze Reihe von Spechtarten beobachten. Während
Buntspecht und Kleinspecht ihre Nahrung bevorzugt in der
Borke der Obstbäume suchen, tun dies Grau- und
Grünspecht - letzterer gerade zum Vogel des Jahres 2014
ernannt - überwiegend am Boden. Eine Besonderheit am
Schönberg ist das Vorkommen der Zaunammer. Allerdings ist
sie keine typische Vogelart der Streuobstwiesen. Als Brutplatz
benötigt sie Hecken und dort sucht sie auch ihre Nahrung.
In den zurückliegenden Jahren wurden zunehmend alte
Obstbäume am Schönberg gefällt und dafür neue,
ertragreichere Sorten gepflanzt. Mit den Fällungen verloren
viele Vögel aber ihre Bruthöhlen. Durch extra angebrachte
Nistkästen wurden ihnen neue Brutstätten angeboten.
In jüngerer Zeit engagieren sich vermehrt Bürgerinnen und
Bürger, darunter Mitglieder von Naturschutzvereinigungen
und der Verein zum Erhalt der Schönbergwiesen, für eine
Wiederbelebung der Streuobstwiesenkulturen am Schönberg.
Auf erworbenen und gepachteten Grundstücken pflegen sie
noch vorhandene Obstbäume, erhalten Totholz und pflanzen
wieder alte Obstbaumsorten. Diese Aktionen zeigen jetzt
schon Erfolge: So entstanden mehrere orchideenreiche
Streuobstwiesen mit Orchideenarten, wie Händelwurz,
Purpurknabenkraut oder Bieneragwurz. Die untere
Naturschutzbehörde beim Umweltschutzamt unterstützt
dieses Engagement, indem sie den Engagierten bei den
Förderanträgen nach dem baden-württembergischen
Landschaftspflegeprogramm fachkundig zur Seite steht und
hilft. Die Mitglieder des NABU und BUND haben gar eine
Vision für den Schönberg. Ihnen schwebt mittel- bis langfristig
ein artenreicher Streuobstgürtel rund um den Schönberg vor.
 
 

 
NABU: Fukushima erfordert internationalen Rettungsplan
Miller: Japan hilflos im Umgang mit Katastrophen-Reaktor

Anlässlich der heute endenden Untersuchungen durch die internationale Atomenergiebehörde (IAEO) fordert der NABU einen internationalen Rettungsplan für den Katastrophen-Reaktor. „Schlimm genug, dass die japanische Regierung mehr als zwei Jahre brauchte, um die internationale Gemeinschaft um Hilfe zu bitten. Bis heute ist Japan nicht in der Lage, Schritt für Schritt die Schäden rund um die havarierte Atomanlage in Fukushima einzudämmen. Es sind viele Firmen vor Ort, aber es gibt keinen Masterplan“, kritisiert Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

Damit die weltweit besten Wissenschaftler und Ingenieure in Sachen Nuklearsicherheit in Fukushima helfen können, muss jetzt schonungslos und ehrlich die Lage vor Ort bewertet werden. Die japanische Betreiberfirma Tepco, die nationalen Behörden und internationale Experten der Vereinten Nationen, der Weltgesundheitsorganisation WHO und der IAEO müssten jetzt endlich ihre Verantwortung wahrnehmen und effektiv zusammenarbeiten, um schnellstmöglich die Kontrolle über das zerstörte Atomkraftwerk wieder herzustellen. „Wer jetzt noch die Interessen der Atom-Industrie vertritt und die Gefahren von Fukushima ignoriert oder verharmlost, spielt mit dem Leben zahlreicher Menschen“, warnte NABU-Bundesgeschäftsführer Miller weiter.

Die bisher eher hilflosen Schutzmaßnahmen in Fukushima bestünden hauptsächlich darin, verseuchtes Wasser in den Pazifik zu pumpen. Die ausgetretenen radioaktiven Nuklide lagern sich im Sediment am Meeresboden ab und werden von Muscheln und Röhrenwürmer aufgenommen und teilweise wieder ausgeschieden. Mit den Strömungen des Pazifiks breitet sich die Kontamination über belastete Fische und Algen in die Welt aus. Dazu droht eine weitere Katastrophe: Die Aufräumarbeiten im maroden Reaktor 4 stecken fest, hier müssten über tausende hochradioaktive Brennelemente gesichert werden. „Noch ist aber völlig unklar, wie das gelingen soll“, so Miller. Können die Brennelemente nicht mehr gekühlt werden, müssten riesige Gebiete evakuiert werden, je nach Windrichtung auch Tokio, was in der Praxis bei über 13 Millionen Einwohnern aber kaum möglich sei. Die internationalen Atomkraft-Experten müssten daher in ihren Rettungsplan auch mit aufnehmen, welche Wege die radioaktive Strahlung Fukushimas zurücklegen könnte.
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NABU-Konferenz bereitet grenzübergreifendes Naturschutzgebiet in Mittelasien vor
Tennhardt: Natur und Bevölkerung profitieren vom nachhaltigen Tourismus

Bischkek/Berlin – Um die Entwicklung eines grenzübergreifenden Schutzgebietes zwischen Kirgistan und Kasachstan geht es am heutigen Montag und Dienstag (21. und 22. Oktober) bei einer Regionalkonferenz vom NABU und weiteren Partnern im kirgisischen Bischkek. „Ziel der Konferenz ist es, aktuelle Herausforderungen im Management von Schutzgebieten und mögliche Lösungsansätze im regionalen Dialog zu diskutieren. Im Fokus steht die Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus, der nicht auf Kosten der Natur geht und von dem die Bevölkerung profitiert“, sagte NABU-Vizepräsident Thomas Tennhardt in Bischkek. Die Konferenz wird innerhalb des vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) geförderten vierjährigen NABU-Projektes „Schutz der Biodiversität in der grenzübergreifenden Region Nord Tian Shan Gebirge“ ausgerichtet. Das Projektgebiet umfasst die vier nationalen Schutzgebiete Almatinsky Zapovednik, Ille-Alatau Nationalpark, Kolsai-Seen Nationalpark und Chon-Keminsky Nationalpark mit einer Größe von insgesamt 485.255 Hektar. Darin leben geschützte Arten wie Schneeleopard, Tian Shan-Bär, Ibisschnabel, Luchs und Uhu.

Die Teilnehmer aus Kirgistan, Kasachstan und Tadschikistan vertreten staatliche Organe, Schutzgebietsverwaltungen, die lokale Verwaltung und Bevölkerung, lokale und internationale Nichtregierungsorganisationen, wissenschaftliche Institute, die UNESCO sowie private Unternehmen. Es sollen konkrete Schritte und Empfehlungen für eine nachhaltige Tourismusentwicklung in den Schutzgebieten und der umliegenden Region unter Einbeziehung der lokalen Bevölkerung formuliert werden. Bislang wurde das nördliche Tian-Shan-Gebirge – ein Ausläufer des Himalayas – wenig als Tourismusziel beachtet. Dies könnte sich bald ändern, falls die Region, wie vom NABU und seinen Partnern angestrebt, als Weltnaturerbe ausgewiesen wird. Die Positionen der Konferenzteilnehmer sollen abschließend in einer Resolution zusammengefasst und wegweisend für das Projekt und weitere Naturschutz-Vorhaben in der Region wirken.

Veranstaltet wird das Treffen von der NABU-Filiale in Kirgistan und der kasachischen Nichtregierungsorganisation Avalon zusammen mit der staatlichen Agentur für Umweltschutz und Forstwirtschaft der Kirgisischen Republik.
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NABU und LBV: Grünspecht ist „Vogel des Jahres 2014“
Ein echter Europäer hat gut lachen

Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und sein bayerischer Partner, der Landesbund für Vogelschutz (LBV), haben den farbenprächtigen Grünspecht (Picus viridis) zum „Vogel des Jahres 2014“ gekürt. Auf den „Meckervogel“ 2013, die Bekassine, folgt damit der „Lachvogel“: Wegen seines markanten Rufs, der wie ein gellendes Lachen klingt, erhielt er diesen Beinamen. „Im Gegensatz zur vom Aussterben bedrohten Bekassine hat sich der Bestand des Grünspechts in Deutschland erholt: Er liegt derzeit bei über 42.000 Brutpaaren und damit mehr als doppelt so hoch wie vor 20 Jahren“, sagt NABU-Vizepräsident Helmut Opitz. Diese Entwicklung sei unter Deutschlands häufigen Vogelarten einmalig.

Seine Bestandserholung verdankt der Grünspecht einer Reihe von milden Wintern und einer zunehmenden Einwanderung in städtische Grünflächen. „Die letzten drei kalten Winter haben jedoch gezeigt, dass es auch für ihn schnell wieder abwärts gehen kann. Der Verlust von Streuobstwiesen und extensiv genutztem Grünland, beispielsweise durch Umbruch in neue Maisanbauflächen, verschlechtert die vorhandenen Lebensräume, so dass Bestandserholungen wie in den vergangenen Jahrzehnten in Zukunft immer schwieriger werden“, so Opitz weiter.

Trotz seines auffälligen Lachens und farbenfrohen Gefieders ist der Grünspecht nicht leicht zu entdecken. Die rote Kappe und die schwarze Augenmaske bescherten ihm schon den liebevollen Spitznamen „Zorro“. Er findet überall ein Zuhause, wo es alte Bäume zum Bau von Nisthöhlen und Grünland mit ausreichend Ameisen als Futter gibt. Mit seinem Schnabel und der bis zu zehn Zentimeter langen klebrigen Zunge kann er seine Leibspeise aus dem Boden oder aus den Bäumen herausholen. Zentrale Merkmale des Grünspechts sind sein freudiger Gesang und sein dynamisch, meist mehrsilbiger Ruf, der einem gellenden Lachen gleicht: „kjückkjückkjück“. Dieser ist zu jeder Jahreszeit zu hören. Zur Balzzeit baut der Grünspecht diesen Ruf zu einer langen Gesangsstrophe aus. Er ist nach dem Buntspecht und vor dem Schwarzspecht die zweithäufigste Spechtart Deutschlands. Aufmerksame Beobachter können ihn in halboffenen Waldlandschaften, Gärten und Parks oder auf Streuobstwiesen und Brachen finden – überall dort, wo Grünland mit alten Bäumen vorkommt.

Besonders geeignete Bedingungen findet der Grünspecht unter anderem auf Streuobstwiesen. Die Fläche dieses Lebensraums ist jedoch in ganz Deutschland dramatisch zurückgegangen. „Um den Lebensraum des Grünspechts besser zu schützen, sollte konsequent auf Pestizide in Hausgärten, auf Streuobstwiesen und städtischen Grünanlagen verzichtet werden. Dazu wollen wir im kommenden Jahr unsere Arbeit und Gespräche intensivieren, denn die länderpolitische Unterschutzstellung von Streuobstwiesen und eine Erhöhung der Forschungsgelder für den Streuobstbau müssen vorangetrieben werden“, sagte LBV-Vorsitzender Ludwig Sothmann. Da Streuobstwiesen für den Grünspecht immer seltener zu finden sind, hat die Vogelart stattdessen den Siedlungsraum für sich entdeckt – hier nehmen ihre Bestände zu. Im städtischen Bereich bieten besonders alte Parks, Industriebrachen, Ortsränder und Gegenden mit altem Baumbestand ideale Bedingungen für den Grünspecht.

Übrigens ist der Grünspecht ein echter Europäer: Mehr als 90 Prozent seines weltweiten Verbreitungsgebietes befinden sich in Europa. Hier besiedelt er fast den ganzen Kontinent, mit Ausnahme Irlands, Teilen Skandinaviens und den nördlichen und östlichen Teilen des europäischen Russlands. Der europäische Bestand des Grünspechts wurde im Jahr 2004 auf insgesamt rund 860.000 Brutpaare geschätzt.

NABU und LBV setzen sich seit Jahren für den Schutz von Grünlandflächen ein. Denn durch die Intensivierung der Landwirtschaft und dem Anbau von Mais zur Energiegewinnung verlieren der Grünspecht und andere Vogelarten zunehmend ihren Lebensraum und ihre Nahrungsgrundlage. Damit sich der Bestand des Grünspechtes weiterhin positiv entwickeln kann, müssen extensives Grünland zur Nahrungssuche und dicke Bäume zur Höhlenanlage erhalten werden, und zwar sowohl im Wald und Flur als auch in Gärten und Parks.

Der „Vogel des Jahres 2013“ ist die Bekassine.
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NABU: Deutschland braucht mehr natürliche Wälder
Tschimpke: Biologische Vielfalt steht auf dem Spiel

Weniger als zwei Prozent der deutschen Wälder werden derzeit forstlich nicht genutzt und dürfen sich natürlich entwickeln. Dies ist das Ergebnis einer am gestrigen Montag vorgestellten Studie des Bundesamts für Naturschutz. Die Untersuchung zeigte auch: Sollten keine zusätzlichen Wälder aus der Nutzung genommen werden, wird das Ziel der Bundesregierung, bis 2020 fünf Prozent des deutschen Waldes als „Urwälder von morgen“ zu entwickeln, nicht erreicht. Die biologische Vielfalt in Deutschlands Wäldern ist damit weiterhin in Gefahr.

„Fakt ist: Wir müssen den alarmierenden Artenrückgang dringend stoppen. Dazu müssen weitere Wälder aus der Nutzung genommen werden und sich frei entwickeln dürfen. Nur so kann das notwendige Netzwerk entstehen, das die Ausbreitung von heute bedrohten Arten ermöglicht“, so NABU-Präsident Olaf Tschimpke.

Derzeit fehlen in deutschen Wäldern vor allem wichtige Strukturen, wie große Mengen an liegendem und stehendem Totholz, alte Laubwälder und Gebiete, in denen sich die Natur nach ihren eigenen Regeln entwickeln darf. Etwa 225.000 Hektar Wald müssten nun zusätzlich als „Urwälder von morgen“ ausgewiesen und rechtlich gesichert werden, um die vorgegebene Zielmarke zu erreichen.

„Die neue Bundesregierung muss daher möglichst schnell ein Programm zur Förderung der natürlichen Waldentwicklung auf den Weg bringen. In das Programm müssen Bund und Länder einbezogen werden, denn neben dem Bundeswald sind vor allem die Länder und die Kommunen als öffentliche Waldbesitzer in der Pflicht“, so Tschimpke.

Echte Wildnis vor der eigenen Haustür zu erleben, das wird auch der Bevölkerung immer wichtiger. Mehr als die Hälfte aller Deutschen wünscht sich mehr natürliche Wälder in Deutschland. „Diese Zeichen der Zeit muss auch die Forstwirtschaft erkennen und den gesellschaftlichen Anforderungen gerecht werden. Die Förster haben jetzt die einmalige Chance, durch gute Konzepte und die schnelle Umsetzung des Urwald-Netzwerks ihr nachhaltiges Handeln unter Beweis zu stellen“, so NABU-Waldexperte Stefan Adler.
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