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Verschiedenes

 
AKW Fessenheim: Einspruchsverfahren
Anfrage an die Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer zum im Dezember stattfindenden Einspruchsverfahren in Sachen AKW Fessenheim:


Sehr geehrte Frau Regierungspräsidentin Schäfer,

durch Freunde aus der elsässischen Umweltbewegung wurden wir darauf aufmerksam gemacht, dass es in Sachen AKW Fessenheim im Dezember ein wichtiges Einspruchsverfahren geben wird.

Thema des Verfahrens ist nach unseren bisherigen Informationen die Einleitung von Radioaktivität (u.a. Tritium), Schadstoffen und Wärme an die Umwelt und in den Rhein.

Laut "Arrêté préfectorale" vom 26.05.1972 darf der Rhein durch die beiden Blöcke des AKW Fessenheim im Juni, Juli und August um skandalöse 4 °C und im September, Oktober, November, März, April und Mai um 6,5 °C erwärmt werden. Im Dezember, Januar und Februar darf der Rhein sogar um 7 °C wärmer werden. Bis auf 30 Grad darf das Atomkraftwerk den Rhein aufheizen und dazu kommt immer auch die Abgabe von radioaktivem Tritium in die Trinkwasserquelle von Millionen von Rheinanliegern flussabwärts. Bei einer Betrachtung der vom AKW Fessenheim ausgehenden Wärmeverschmutzung darf nicht nur die Situation am Ausflußrohr betrachtet werden, sondern die negativen Auswirkungen dieser starken Erwärmung auf das Ökosystem des gesamten Flusses bis zur Mündung. Wenn alle Kraftwerke am Rhein auf Kühltürme verzichtet hätten, dann wäre der Rhein biologisch tot.

Wir bitten das Regierungspräsidium die Unterlagen zu prüfen, sich an diesem Verfahren zu beteiligen und die Interessen der Menschen in der Region, aber auch die Interessen der Rheinanlieger zu vertreten. Nicht nur der BUND hat ein großes Interesse an einer Übersetzung der französischen Unterlagen.

Offen ist für uns auch die Frage wer einspruchsberechtigt ist. Dürfen auch Gemeinden, Verbände und Einzelpersonen Einspruch einlegen? Wie lange ist die Einspruchsfrist, welche Formalitäten müssen beachtet werden und gibt es die Möglichkeit einer Fristverlängerung?

Gerade bei einem so sensiblen Thema, das die Lebensinteressen der Menschen bis in die Niederlande betrifft, darf nach unserer Ansicht nichts überstürzt werden. Hier gibt es viele offene Fragen, die in einem solchen Verfahren sehr sorgfältig geklärt werden müssen.

Mit freundlichen Grüßen

Axel Mayer, Geschäftsführer
 
 

 
„Mycelium – das Geheimnis der Pilze“
Forstamt eröffnet einen neuen Themen- und Erlebnispfad oberhalb des Waldhauses

Themen- und Erlebnispfade gibt es viele – im Stadtwald und im Naturpark Südschwarzwald. Das Thema Pilze war jedoch bislang nicht oder nur am Rande vertreten. Diese Lücke hat das Freiburger Forstamt nun geschlossen: Der neue Pilzlehrpfad „Mycelium“ bietet kleinen und großen WaldbesucherInnen im Stadtwald oberhalb vom Waldhaus in Günterstal Einblicke in die geheimnisvolle Welt der Pilze. Konzept, Einrichtung und Beschilderung des Lehrpfades haben rund 18.700 Euro gekostet. 70 Prozent der Kosten trägt der Naturpark Südschwarzwald, unterstützt wird er durch die Eugen-Martin-Stiftung.

„Das Mycelium erweitert unser Angebot an Themenpfaden um einen faszinierenden Baustein. Neben dem sinnlichen Zugang durch die Holzskulpturen bietet er auch einen haptischen Zugang zum Thema. Von der Lage oberhalb des Waldhauses versprechen wir uns zudem Synergieeffekte, weil der Pfad frei zugänglich und für die Angebote des Waldhauses nutzbar ist“, sagte Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik heute bei der Eröffnung des Pfades. Hans Burgbacher, Leiter des Forstamtes, dankte bei dieser Gelegenheit dem Naturpark und der Eugen-Martin-Stiftung für ihre Unterstützung.

Ausgehend von einer überdimensionalen Pilzskulptur, die der Holzkünstler Thomas Rees aus Kappel geschaffen hat, führt ein im Boden eingelassenes „Mycel“ aus Holz zu zehn Stationen. Sie lüften das Geheimnis der Pilze und wollen Begeisterung wecken für diese Organismen, die oft unscheinbar, für Wald und Mensch aber unverzichtbar sind. Einige Pilze gehen Lebensgemeinschaften mit Bäumen ein: Der Pilz hilft dem Baum durch sein Pilzgeflecht bei der Nahrungsaufnahme, der Baum versorgt ihn dafür mit Nährstoffen. Andere Pilze bauen totes Holz und Blätter ab und tragen so zur Humusbildung bei. Und natürlich dienen ihre Fruchtkörper Wildtieren als Nahrung.

Das Waldhaus bietet für Schulklassen der Mittel- und Oberstufe ein neu entwickeltes Lernmodul zum Thema Pilze an. Besucher aus dem Ausland können die Texte der deutschsprachigen Infotafeln des Pfades in englischer oder französischer Sprache im Waldhaus gegen Pfand ausleihen.

Das Waldhaus (Wonnhaldestraße 6) ist mit der Stadtbahn Linie 2 Richtung Günterstal (Haltestelle Wonnhalde) zu erreichen. Das Mycelium befindet sich im Stadtwald oberhalb davon; unmittelbar nach dem Waldhaus folgt man links, vorbei an der Holzwerkstatt, dem Fußweg in den Wald.
 
 

 
Freiburg: Ein Stück Bauzaun für jedermann
Praktische, unter nachhaltigen und sozialen Aspekten hergestellte Umhängetaschen aus der Bauzaunfolie der Baustelle Bertoldsbrunnen können von Montag, den 1. Dezember, an im VAG Kundenzentrum pluspunkt, Salzstraße 3, für 29,90 Euro erworben werden. Nachdem die Baustelle am Bertoldsbrunnen abgeschlossen wurde und der Bauzaun abgebaut war, blieben viele Meter der Bauzaunfolie mit Motiven der Freiburger Innenstadt übrig. Viele der Planen waren noch in so gutem Zustand, dass sie zu schönen Taschen recycelt werden konnten.

Diese Taschen sind nicht nur aus ökologischer Sicht sinnvoll, auch soziale Gesichtspunkte wurden bei ihrer Herstellung beachtet: Produziert hat die Taschen „Comebags“, eine Kooperation von der „Lebenshilfe für Menschen mit Behinderungen Bezirk Bruchsal-Bretten e.V.“ und „adct advertisement c. tschürtz“. Jede der limitierten und hochwertig verarbeiteten Taschen aus robusten Material ist ein Unikat, bei dem sogar die längenverstellbaren Schulterriemen wiederverwertet wurden: Sie bestehen aus Autosicherheitsgurten.

Von dem Erlös der ersten 50 verkauften Taschen spendet die VAG je 10 Euro an das Projekt „Alles ist anders“, bei dem es sich um ein Angebot für trauernde Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene handelt.
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Freiburg: Führung zu Strom erzeugender Heizung in Mehrfamilienhaus
Heizungserneuerung mit effizienten Mini-BHKW zum Energiekosten senken und Klimaschutz

Am Mittwoch, 3. Dezember 2014, 17.30 Uhr bietet das städtische Freiburger Informations- und Förderprogramm „Kraftwerk Wiehre. Strom und Wärme vor Ort“ zur Heizungserneuerung und Energiekostensenkung mit Strom erzeugenden Heizungen (Mini-Blockheizkraftwerke) Interessierten aus ganz Freiburg und mit Gebäuden in Freiburg eine weitere Führung an in einem 10-Parteien-Haus mit einer Eigenstromgemeinschaft. Der Eintritt ist frei. Der Ort wird Angemeldeten mitgeteilt. Anmeldungen sind erbeten bis zum 3. Dezember vormittags an ECOtrinova e.V., ecotrinova@web.de oder T. 0761-5950161 / Dr. Georg Löser. Der Installateur sowie ein Beauftragter von "Kraftwerk Wiehre" stehen vor Ort zur Verfügung.
 
 

 
NABU: Wichtige Etappe auf dem Weg zum neuen Weltklimaabkommen
Lima wird Lackmustest der Staatengemeinschaft

Lima - Vom 1. bis 12. Dezember 2014 findet im peruanischen Lima die 20. Vertragsstaatenkonferenz der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC COP 20) statt. Dort soll über ein neues Weltklimaabkommen, das 2015 in Paris beschlossen werden soll, verhandelt werden. „Der Countdown, die globale Erwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, läuft. Lima wird der Lackmustest der Staatengemeinschaft. Nur wenn sich alle Staaten zu ambitionierten und gerechten Klimaschutzzielen und weitgehenden Maßnahmen zum Schutz von intakten Ökosystemen sowie nachhaltiger Landnutzung bekennen, kann ein weltweites Klimaabkommen in Paris gelingen“ sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.

Der NABU fordert, dass alle Vertragsstaaten bis spätestens März 2015 ihre Klimaschutzziele festlegen – bereits zugesagte Klimaschutzziele müssen geprüft und angepasst werden. Intakte Ökosysteme und naturverträgliche Landnutzungen müssen als integrale Bestandteile in einem neuen Klima-Abkommen verankert werden. Zur Erreichung des Zwei-Grad-Ziels ist die sofortige Verringerung von Emissionen der sogenannten „Kurzlebigen Klimatreiber“, wie Ruß, Ozon, Fluorkohlenwasserstoffe und Methan, notwendig.

Von der Bundesregierung fordert der NABU den schnellstmöglichen Ausstieg aus der internationalen Finanzierung von Kohlekraftwerksprojekten und Kohleabbau durch die KfW und deren Tochter IPEX. „Es ist von enormer Bedeutung, dass die Bundesregierung kommende Woche mit der endgültigen Veröffentlichung des Aktionsprogramms Klimaschutz 2020 und des Nationalen Aktionsplans Energieeffizienz zur Erreichung der selbstgesteckten Klimaziele bis zum Jahr 2020 die richtigen Signale setzt“, so NABU-Klimaschutzexperte Sebastian Scholz. „Wenn die Bundesregierung bei ihren eigenen Klimaschutzzielen auf internationalem Parkett ernstgenommen werden will, muss in Deutschland der Kohleausstieg in Angriff genommen werden.“

Der NABU nimmt als Beobachter an der COP 20 teil und wird in den kommenden zwei Wochen aus Lima berichten und Twittern @NABU_Klima.
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NABU International: Forschungsexpedition in die Nebelwälder Äthiopiens
Stiftung zieht zum fünfjährigen Jubiläum erfolgreiche Bilanz

Die NABU International Naturschutzstiftung ist fünf Jahre alt. Jetzt unterstützt die Stiftung eine Forschungsexpedition des NABU in die Nebelwälder Ostafrikas. „Es ist die erste umfassende Expedition in das Gebiet. Dabei wird die biologische Vielfalt im Kafa-Biosphärenreservat erfasst und eventuell sogar die ein oder andere neue Art für die Region entdeckt“, erklärt Thomas Tennhardt, Vorsitzender von NABU International. Die Expedition findet in der ersten Dezemberhälfte statt, 30 ehrenamtliche NABU-Experten aus Deutschland und Äthiopien sollen wichtige Erkenntnisse über die noch unerforschte Region liefern.

NABU International unterstützt bereits seit seinem Bestehen 2009 das Projekt zum Schutz und Erhalt der letzten Bergnebelwälder Äthiopiens, die Ursprungsregion des weltweit geschätzten Arabica-Kaffees. Ein Jahr später wurde die Kafa-Region zum Biosphärenreservat ernannt.

Auch in vielen anderen Regionen der Erde ist NABU International aktiv und zieht nach fünf Jahren erstmals Bilanz: Ob für Löwen in der Serengeti, Hector- und Maui-Delfine in Neuseeland, Tiger in Indiens Valmiki-Nationalpark, Wisente im Kaukasus oder Schneeleoparden in Kirgistan – die Stiftung konnte bereits vieles bewegen und zahlreiche Erfolge erzielen. In Kenias Maasai Mara, dem nördlichen Ausläufer der Serengeti, unterstützt die Stiftung ein Anti-Wilderer-Projekt. Die Ranger nehmen Wilderer und Elfenbeinschmuggler fest und entfernen auf ihren Patrouillen Tausende von gefährlichen Drahtfallen. Damit haben sie bereits unzähligen Elefanten und anderen Wildtieren das Leben gerettet. Aktuell hat die Stiftung einen Rangerfonds für im Dienst getötete Ranger in Kenia und Äthiopien gegründet. Mit dem Geld werden die Hinterbliebenen unterstützt, so dass ihre Kinder beispielsweise zu einer weiterführenden Schule oder zur Universität gehen können.

In den Neuseeländischen Küstengewässern gelang es nicht zuletzt Dank dem Druck von NABU International 6.000 Quadratkilometer Lebensraum der letzten 50 Maui-Delfine gegen tödliche Stellnetze zu schützen. Die Stiftung stellte das Thema bei internationalen Wissenschaftskonferenzen vor, sammelte 220.000 Unterschriften und machte die Delfine durch Demonstrationen, Medienberichte und über soziale Netzwerke weltweit zum Thema.

Der NABU hat die NABU International Naturschutzstiftung angesichts der fortschreitenden Bedrohung unserer globalen Lebensgrundlagen gegründet. Denn nicht nur in Deutschland, sondern weltweit steht die Natur und Umwelt unter dem Druck von Globalisierung, Bevölkerungsentwicklung und Klimawandel. NABU International engagiert sich weltweit für das Überleben bedrohter Arten und den Erhalt wertvoller Naturschutzgebiete. Dabei fördert die Stiftung bevorzugt Projekte, die neben dem praktischen Naturschutz auch die konkrete Lebenssituation der Menschen vor Ort verbessern und zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen.
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NABU fordert strenge Auflagen für industrielle Geflügelmastanlagen
Ãœbertragungswege der Vogelgrippe weiter unklar

Angesichts der aktuellen Diskussion um die Übertragungswege der Geflügelpest spricht sich der NABU dafür aus, die genauen Infektionswege der betroffenen Massentierhaltungen zu identifizieren. Besondere Anstrengungen müssen unternommen werden, die Waren- und Materialströme der betroffenen Betriebe (Küken, Bruteier, Futtermittel, Abfallstoffe) zu untersuchen. Das sei erforderlich, um mögliche Quellen für einen Eintrag der Viren in die Betriebe und vor allem auch für einen Austrag in die Umgebung, z.B., die Boddengewässer bei Rügen und damit für die Ansteckung von Wildvögeln zu identifizieren, etwa durch Futtermittelreste oder Abwässer aus den Massentierhaltungen. Dabei sollten auch mögliche illegale Praktiken in Betracht gezogen werden.

Am vergangenen Wochenende wurde das neue Vogelgrippe-Virus H5N8 in einer gesund erscheinenden, geschossenen Krickente auf Rügen nachgewiesen. Demnach sei nicht auszuschließen, dass H5N8 bei Entenvögeln in Deutschland in – allerdings offensichtlich nur geringem Umfang – auftreten kann. Ein besonderes Sterben von Entenvögeln – wie bei einer hohen Infektionsrate zu erwarten – wurde nicht beobachtet. Damit ist – entgegen der vorherigen Einschätzung des NABU – ein aktiver Eintrag des Virus von Ostasien nach Westeuropa durch infizierte, aber nicht erkrankte Wildvögel innerhalb einer Vogelzugsaison zumindest theoretisch möglich. Einige Vogelarten mit Brutgebieten in Ostsibirien überwintern sowohl in Korea als auch in Westeuropa, darunter Zwergschwäne, Saatgänse und Krickenten. Jeweils unterschiedlich ziehende Teil-Populationen treffen sich im Sommer in überlappenden Brutgebieten.

„Keineswegs ist durch den Fund der infizierten Wildente bereits ausreichend belegt, wie das Virus nach Europa und noch dazu in die bisher betroffenen industriellen Mastanlagen hätte gelangen können“, sagte NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann. Der NABU fordert daher, Wildvögel wie Nutzgeflügel vor gegenseitigen Ansteckungen zu schützen. Dazu seien strikte Sicherheitsmaßnahmen für alle industriellen Nutzgeflügelbetriebe umzusetzen, wie geeignete Filter in Abluftanlagen, geordnete Entsorgung von Abfallstoffen und Abwässern, sowie der obligatorische Transport von Tieren in geschlossenen Lkw. Entsprechende Betriebe dürften in Zukunft nicht mehr in Konzentrationsgebieten von Wildvögeln genehmigt werden.

Gleichzeitig erscheint es vor dem Hintergrund derzeitiger Erkenntnisse nicht zielführend, entsprechende Maßnahmen von kleinen Freilandhaltungen zu fordern, deren Tiere bisher nicht betroffen sind. „Statt den Kontakt von Hühnern, Enten und Gänsen aus diesen Haltungen mit Wildvögeln zu verhindern, sollte dafür gesorgt werden, dass sie keinen Kontakt mit industriellen Mastanlagen haben“, so Lachmann. Das durch die Massentierhaltung entstandene Problem der geringen Krankheitsresistenz dürfe nicht zu Lasten der Betriebe gelöst werden, die Nutzgeflügel unter artgerechteren Bedingungen halten.

In Südkorea traten im vergangenen Winter größere von H5N8 hervorgerufene Massensterben von Wildvögeln jeweils erst dann auf, nachdem in der Umgebung ein Nutzgeflügelbetrieb von H5N8 befallen war. Dort waren Wildvögel die Opfer der Vogelgrippe-Ausbrüche in Nutzgeflügelbeständen, nicht die Täter, die das Virus übertragen haben.
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NABU: Vogelgrippe-Einschleppung durch Wildvögel unwahrscheinlich
Risiko-Faktor Massentierhaltung

Aus Sicht des NABU ist die Einschleppung der Vogelgrippe durch Wildvögel unwahrscheinlich. Ein viel größeres Risiko für die Verbreitung des Virus sei vielmehr in Massentierhaltungen sowie den weltweiten Transporten von Tieren und Futtermitteln zu suchen. In den vergangenen Tagen wurde ein hochpathogener Geflügelpest-Virus, auch häufig als „Vogelgrippe“ bezeichnet, in je einem industriellen Geflügelhaltungsbetrieb in Mecklenburg-Vorpommern, den Niederlanden und Großbritannien festgestellt. In den ersten beiden Fällen handelt es sich um den Virus-Stamm H5N8, der bisher nur in Ostasien, vor allem in Südkorea verbreitet war. Für den Fall in Großbritannien steht die genaue Bestätigung des Stammes noch aus.

Das erneute Auftreten der Vogelgrippe in Deutschland weckt Erinnerungen an den ersten Ausbruch im Februar 2006, der damals vom Erreger-Stamm H5N1 verursacht wurde. Damals wie heute wurden sehr schnell wilde Zugvögel als wahrscheinliche Überträger des Virus beschuldigt, begründet lediglich durch das Vorhandensein vogelreicher Feuchtgebiete in der Umgebung der betroffenen Betriebe und bisher fehlende Hinweise auf andere Infektionsquellen.

„Die aktuellen Umstände der Ausbrüche in den drei europäischen Geflügelmastanlagen lassen die Übertragung durch ziehende Wildvögel nach Überzeugung des NABU als extrem unwahrscheinlich erscheinen. Es gibt keine direkten Vogelzugwege zwischen Ostasien wie China und Südkorea und Westeuropa. Es ist also nicht möglich, dass ein mit einer hochpathogenen Virus-Form infizierter Vogel direkt von dort nach Europa geflogen ist“, sagte NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann. Theoretisch denkbar wäre es, dass infizierte Wildvögel sich an Kreuzungen des Vogelzugs gegenseitig anstecken könnten. Auf diese Weise könnte das Virus über mehrere Zwischenstationen nach Europa gelangen. In diesem Fall müsste es aber Vogelgrippe-Ausbrüche an Konzentrationspunkten des Vogelzugs zwischen Ostasien und Westeuropa geben. „Darauf gibt es jedoch in diesem Fall keinerlei Hinweise“.

Laut NABU hat die Erfahrung des Ausbruchs von 2006 gezeigt, dass das hochpathogene H5N1-Virus nur in toten Wildvögeln, niemals aber in großen Zahlen getesteten lebenden Wildvögeln nachgewiesen wurde. „Damit ist es unmöglich, dass ein infizierter Wildvogel vor seinem Tod noch weite Strecken zurücklegen kann und das Virus über große Distanzen verschleppen kann“, so Lachmann. Bruteier und Eintagsküken hingegen reisen weltweit um ein Tausendfaches häufiger herum als Zugvögel und haben weitaus besseren Zugang zu Ställen als Wildvögel. Daher sei die Ursache für die Verbreitung des H5N8-Virus eher bei den Praktiken und Warenströmen der modernen Geflügelhaltung zu suchen als bei ziehenden Wildvögeln.

Auch nach dem Ausbruch 2006 setzte sich unter Experten die Erkenntnis durch, dass die weltweite Verbreitung des Virus kaum durch Wildvögel verursacht werden konnte. Die Welternährungsorganisation FAO hat bereits 2007 zum H5N1-Erreger angemerkt, dass viele Virologen Ursache und Ursprung der hochpathogenen Form der Vogelgrippe in der industriellen Geflügelzucht- und ‑produktion sehen, von wo sie dann auf Wildvögel übersprang. Zwar kann laut FAO ein Eintrag durch Wildvögel nicht ausgeschlossen werden, aber ursächlicher für die Ausbreitung des Virus wurden „Importe von Geflügel und kontaminierte Schalen und Transportkisten von Bruteiern sowie die Verbreitung durch Arbeiter und Geräte“ angesehen.

Auch das Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), Deutschlands Bundesforschungsanstalt für Tiergesundheit, benennt den Tierhandel als wesentlichen Risiko-Faktor. In seiner Broschüre zu hochpathogenen Vogelgrippe-Viren wird darauf hingewiesen, dass in seltenen Fällen „Geflügelpesterreger auch aus zunächst nur gering pathogenen Viren entstehen, die bei Wildvögeln, insbesondere Wasservögeln, weltweit verbreitet sind. Nach Übertragung von gering pathogenen Influenzaviren des Subtyps H5 oder H7 auf Hausgeflügel kann das Virus durch Veränderung seines Erbgutes die krankmachenden Eigenschaften sprunghaft steigern und zum Ausbruch der Geflügelpest führen."
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