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Bürgerengagement und Energiewendewein
Endingen und Efringen-Kirchen gründen als erste Gemeinden in der Region Bürgerarbeitskreise zu Energie & Klimaschutz

Bürgerschaftliches Engagement ist ein wichtiger Motor für den Klimaschutz und die Energiewende, denn die Bürgerinnen und Bürger vor Ort können ihre Gemeindeverwaltungen und die Lokalpolitik tatkräftig unterstützen. Wichtig ist es dabei, dass sie als Partner auf Augenhöhe agieren. In den zwei Pilotgemeinden Endingen und Efringen-Kirchen hat der fesa e.V. die Gründung von Bürgerarbeitskreisen „Energie & Klimaschutz“ professionell moderiert. Mit Unterstützung von Fördergeldern der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) steht diese Möglichkeit auch anderen Gemeinden in der Region offen.

Zwanzig Jahre nach der Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro sind Kommunen mehr denn je gefordert eine Vorreiterrolle im Klimaschutz zu übernehmen. Eine Möglichkeit den Stein ins Rollen zu bringen, bietet die Gründung von Arbeitskreisen „Energie & Klimaschutz“ im Rahmen der Agenda 21, die von der Landesregierung finanziell unterstützt wird. Bürgerinnen und Bürger sehen die drängenden Probleme, die Klimawandel und die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen mit sich bringen. Oft stehen die engagierten Einzelpersonen und Gruppen jedoch vor der Schwierigkeit, dass es an Koordination und Professionalität fehlt und so ein Teil der mit Herzblut eingesetzten Energien verpufft. Der Freiburger Verein für Erneuerbare Energien fesa e.V. hat seit Anfang des Jahres in zwei Gemeinden aus der Region die Gründung von Bürgerarbeitskreisen „Energie & Klimaschutz“ professionell moderiert. Endingen am Kaiserstuhl und Efringen-Kirchen ernten bereits die ersten Früchte und haben konkrete Projekte in Angriff genommen. „Der fesa e.V. steht gerne bereit, um in vielen weiteren Kommunen in der Region Bürgerarbeitskreise mit Öffentlichkeitsarbeit, Infrastruktur und einem professionellen Moderationsprozess zu unterstützen“, so fesa-Geschäftsführer Nico Storz.

In Efringen-Kirchen hat der Gemeinderat auf Initiative der örtlichen Agenda 21 Gruppe Fördergelder für die Moderation und Begleitung eines Arbeitskreises „Energie & Klimaschutz“ beantragt. „Der fesa e.V. hat im März, April und Mai 2012 insgesamt drei Foren moderiert“, so fesa-Geschäftsführer Nico Storz. „Mit breiter Beteiligung der Bevölkerung haben wir die Potenziale Efringen-Kirchens in punkto Energieeinsparung und regenerativer Energieerzeugung ausgelotet, um der Vision einer Energieautonomen Kommune Efringen-Kirchen schrittweise näher zu kommen.“ Die aktiven Bürgerinnen und Bürger sehen sich als Partner von Gemeinderat und Verwaltung und haben ein ambitioniertes Leitbild für Efringen-Kirchen erarbeitet: Bis 2020 sollen private Haushalte 30 Prozent Strom einsparen, Gewerbebetriebe und kommunale Gebäude 20 Prozent. Zudem sollen ab 2020 100 Prozent des Stroms und ab 2030 50 Prozent der Wärme aus erneuerbaren Quellen kommen. Wichtig für eine ländliche Gemeinde sind auch Alternativen zum motorisierten Individualverkehr. Das Kreativpotenzial im Arbeitskreis ist groß: So will der Arbeitskreis gemeinsam mit der örtlichen Schule ein Solardachkataster erarbeiten. Im Gemeindeblatt werden Energiespartipps veröffentlicht und ein Energiesparwettbewerb ausgerufen. Zudem ist eine Energiegenossenschaft in Gründung, um örtliche Energieprojekte mit Bürgerkapital zu finanzieren. Selbst die Bezirkskellerei ist mit im Boot und wird ab September einen Energiewendewein abfüllen, von dessen Erlös ein Teil in lokale Energieprojekte fließen wird.

„Zwar existiert die lokale Agenda-Gruppe in Efringen-Kirchen bereits im 11. Jahr, der Durchbruch zu einer effektiven Strategie für die Energiewende war aber erst durch die professionelle Unterstützung des fesa e.V. möglich“, so Peter Buckmann, Agenda-Mitglied und Mitinitiator des Arbeitskreises in Efringen-Kirchen. „Die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit ist sicher die Unterstützung der Gemeindeverwaltung selbst. Der Wert des Bürgerengagements muss von den Gemeindeverantwortlichen, insbesondere vom Bürgermeister und den Gemeinderäten als Potenzial erkannt und unterstützt werden, um die notwendigen Schritte einzuleiten. Dies wurde in Efringen-Kirchen erreicht. Das erfreulichste Ergebnis ist sicher die Zusage des Bürgermeisters Wolfgang Fürstenberger, sich aktiv für die Erstellung eines Klimaschutzkonzepts einzusetzen.“

Auch in Endingen am Kaiserstuhl etablierte sich nach drei moderierten Treffen ein Klimaschutz-Arbeitskreis, der jetzt selbstständig weiterarbeitet und die Energiewende vor Ort konkret angeht. Im Rahmen der Agendaforen haben Bürgerinnen und Bürger ein Leitbild erstellt, das Endingen auf den Weg zur Energieautonomen Kommune bringen soll. Aus dem Agendaprozess entstand der Impuls, ein Klimaschutzkonzept für die Gemeinde zu erstellen. Dass Klimaschutz in Endingen nun einen hohen Stellenwert hat, zeigte sich, als in Rekordzeit per Gemeinderatsbeschluss ein Gutachterbüro beauftragt wurde, entsprechende Zuschüsse für ein Klimaschutzkonzept zu beantragen. Hiervon werden auch die Nachbargemeinden Bahlingen und Forchheim profitieren, die sich in einer interkommunalen Partnerschaft daran beteiligen. Viele Ideen haben die Bürgerinnen und Bürger in die Arbeitsgruppen eingebracht – nun arbeiten sie an ihrer Verwirklichung. Mit einer Wärmebildkamera will die AG Energiesparen Gebäude der Gemeinde auf energetische Schwachstellen prüfen und die Informationen den Bürgern zur Verfügung stellen. Die AG Bauen & Wohnen bietet Tage der offenen Tür an, bei denen sich Hauseigentümer und Bauwillige über Heizungs- und Lüftungsmethoden informieren können. Auch in Endingen ist ein Solarkataster in Kooperation mit der örtlichen Schule in Planung. Beim Thema Mobilität will man in einem ersten Schritt zusammen mit örtlichen Firmen für die Nutzung von Elektromobilität auf dem Weg zum Arbeitsplatz werben.

„Wir beim fesa e.V. sehen mit Freude, wie sich in vielen Gemeinden Bürgerinnen und Bürger zusammentun, um Klimawandel und steigenden Energiepreisen etwas entgegenzusetzen“, so Armin Bobsien, Projektleiter beim fesa e.V. „Mit unserer Arbeit möchten wir sie auf diesem Weg unterstützen und die Kräfte bündeln.“ „Die Potenziale in den Kommunen sind riesig“, fügt fesa-Geschäftsführer Nico Storz hinzu. „Klimaschutz und Erneuerbare Energien sind auch keineswegs nur Themen für Gutmenschen und Ökospinner. Die Kommunen haben handfeste wirtschaftliche Forteile, wenn sie ihren Energiekonsum reduzieren und in Erneuerbare investieren. So bleibt die Wertschöpfung in der Region und die Abhängigkeit von stetig steigenden Rohstoffpreisen verringert sich.“ Interessierte Bürgerinnen und Bürger, Gemeinderäte und Umweltgruppen können sich beim fesa e.V. melden und sich beraten lassen, wie ihre Kommune mit Hilfe von Klimaschutzarbeitskreisen in Sachen Klimaschutz erfolgreicher vorankommt.
 
Eintrag vom: 23.05.2012  




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