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| | | Aufregung bei den erstaunlichen, neugierigen Laufvögeln auf dem Mundenhof | Die Nandus haben einen neuen Stall
Es gibt wenige Tiere, die ihren Namen fehlerfrei aufsagen können. Hund oder Katze, Steinadler oder Erdmännchen sind noch viele Unterrichtsstunden von diesem Lernziel entfernt. Doch wenn in der argentinischen Pampa ein 1,30 Meter großer Laufvogel seinen Balzruf anstimmt, gibt es Menschen, die dabei ein „Nan-Du“ heraushören. Folgerichtig nannten die indigenen Völker, die in seinem Verbreitungsgebiet leben, diesen Vogel genau so: Nandu.
Seit 1995 lebt auch auf dem Mundenhof eine Gruppe von Nandus. Weil sie tagaktiv, nicht lauffaul und überdies neugierig sind, entgehen sie kaum einer Besucherin. Nun war ihr Stall, der sich zwischen dem ZMF-Gelände und der Prärie-Sektion befindet, in die Jahre gekommen und für die drei Tierarten, die ihn sich teilten, zu klein geworden. Also hat der Mundenhof einen neuen Nandu-Stall errichtet. Während sich Lamas, Heidschnucken und Nandus weiterhin die großzügige Koppel teilen, beziehen die Nandus nun ihren alleinigen Stall. Diesen haben Umweltbürgermeisterin Christine Buchheit, die Mundenhof-Leiterinnen Birte Boxler und Susanne Eckert sowie Melinda Schlegel, Leiterin des Tiergeheges, heute auf einem Rundgang vorgestellt.
Der neue Stall wurde im ersten Halbjahr 2025 errichtet. Er umfasst 48 Quadratmeter und hat rund 80.000 Euro gekostet; der Förderverein hat das Projekt mit 57.000 Euro großzügig unterstützt. Vom Aussichtshügel südlich der Mundenhof-Mitte ist er am besten zu betrachten. Der neue Nandu-Stall ist ein Vielkönner. So bietet er das ganze Jahr über die Möglichkeit, die Nandus durch Zufüttern spezieller Laufvogel-Pellets zu unterstützen. Dafür werden sie ein- bis zweimal täglich mit einem Signal in den Stall und das dazugehörige Vorgehege gelockt und durch sonderangefertigte Tore von den Lamas und Heidschnucken abgetrennt, damit sie in Ruhe ihre Pellets fressen können. Durch dieses Training sind die Tierpfleger*innen in der Lage, die Nandus auch zu anderen Zeiten in den Stall zu rufen, falls Bedarf entsteht.
Vor allem sind der Stall und sein Vorgehege aber für die Aufzucht der Nanduküken vorgesehen. In diesem geschützten Bereich sollen die Nandus künftig ihre Nester bauen, um das Klauen der Eier zu verhindern. Der neue Stall soll den Tieren ein artgerechtes, ungestörtes Brüten ermöglichen. Spätestens beim Schlüpfen der Küken wird der Hahn mit den Jungtieren im Stall eingesperrt, um sie vor Krähen, Füchsen und anderen Feinden zu schützen. Später erhält der Nachwuchs auch Zugang zum übernetzten Vorgehege. So können die Küken ihren hohen Bewegungsbedarf während der Entwicklungsphase im geschützten Bereich auch draußen stillen.
Dank besagter Türen, Vorgehege und abnehmbarem Netz kann der Stall an verschiedene Bedürfnisse angepasst werden. Zusammen mit den anderen Stallbereichen können alle Tiere im Gehege gleichzeitig (oder bei Bedarf einzeln) eingesperrt werden.
Zu den Lieblingsaktivitäten dieser tagaktiven Vögel gehört das Laufen. Nandus haben sehr große Flügel, mit denen sie während des Rennens (bis zu 60 km/h!) ihr Gleichgewicht halten. Da sie bis zu 25 Jahre alt werden, sammeln Nandus im Laufe eines Lebens viele Meilen – und zwar selten alleine: meist sind sie in lockeren Gruppen mit bis zu 30 Tieren unterwegs.
Die Fortpflanzung bei Familie Nandu findet einmal pro Jahr statt. Während dieser Zeit bleiben Nandus in kleineren Gruppen, die aus einem Hahn mit mehreren Hennen bestehen. Die Hennen legen gemeinsam in einem Nest 20 bis 30 Eier, die dann der Hahn ausbrütet. Er allein übernimmt die Aufzucht der Küken. Der Mundenhof, dessen Credo das Tierwohl ist, unternimmt viel, damit auch die Nandus ihr natürliches Verhalten ausüben können. So bleiben sie beim Ausbrüten der Eier möglichst ungestört. Bei einer „Naturbrut“ ist es normal, dass manche Eier unbefruchtet bleiben oder sich nicht richtig entwickeln. Zudem kann es vorkommen, dass der Hahn zu früh mit dem Brüten aufhört oder zu oft aufsteht. Die hohe Zahl an Eiern pro Nest dient dazu, die Erfolgsquote bei Nandus und anderen Laufvogelarten zu steigern.
Zur aktuellen Nandu-Gruppe des Mundenhofs gehören zwei Hähne und mehrere Hennen. Der ältere Hahn hat schon Küken großgezogen, der jüngere hat gerade sein erstes Nest bebrütet – leider erfolglos: Wegen der hohen Temperaturen, und weil wiederholt Unbekannte die Eier stahlen (16 Eier alleine im April), gab es in diesem Jahr keinen Nachwuchs. Auch 2024 waren bereits etwa 10 Eier geklaut worden; damals waren aber noch etliche Küken unbeschadet geschlüpft. Auch gegen Eierdiebstahl soll der neue Stall besseren Schutz bieten.
Zwei Mal (rund) hundert Tage im „Amt“ auf dem Mundenhof:
Melinda Schlegel leitet das Tiergehege, Hannah Stark das KonTiKi
Im Anschluss an die Präsentation des Nandustalls nutzte Bürgermeisterin Buchheit die Gelegenheit für zwei wichtige Mundenhof-Personalien. Beide Frauen sind inzwischen schon gut hundert Tage in Amt und Würden – ein guter Anlass, sie und ihre Aufgaben nun auch öffentlich vorzustellen.
Am 1. April übernahm die Zoologin Melinda Schlegel die Leitung des Tiergeheges. Ihre professionelle Arbeitserfahrung mit Tieren fing während ihres Bachelor-Studiums in Zoologie in den USA an. Danach sammelte sie seit über 15 Jahren Erfahrung mit einem großen und diversen Tierbestand in verschiedenen Einrichtungen, auch als Teamleitung. Seit 2015 war Melinda Schlegel im Saarbrückener Zoo tätig, daneben absolvierte sie ihr Masterstudium. Seit 2018 gehört sie dem International Congress of Zookeepers (ICZ) an; sie leitete dessen Outreach-Gremium von 2021 bis 2025 und ist seit Anfang 2025 Vize-Präsidentin des ICZ.
Ebenfalls in diesem Frühjahr, am 1. Mai, trat Hannah Stark die Leitung des KonTiKi an. Dank langjähriger Mitarbeit im KonTiKi, als Übungsleiterin, Ehrenamtliche oder Lehrstellenbeauftragte, kannte sie die unterschiedlichsten Aspekte dieses einzigartigen, von der Unesco bereits 2010 ausgezeichneten Projekts schon. Diese Perspektiven hat Hannah Stark in jüngster Zeit durch ihre Mitarbeit in sozialen, umwelt- und erlebnispädagogischen Initiativen erweitert. Im Januar 2024 kehrte sie dann ins KonTiKi zurück und übernahm seine Leitung kommissarisch. Nun leitet die Bötzingerin es hauptamtlich. | | | Eintrag vom: 23.07.2025 | |
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