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Hängematten im Wald, Hotels für Insekten, Rasenflächen zu Bienenweiden
Das Ergebnis von 14 Projektwochen Natur-Stadt-Schule beim Waldhaus

Verantwortliche ziehen Bilanz für diesen deutschlandweit einmaligen Beitrag zur Umwelterziehung

Natur statt Schule? Natur-Stadt-Schule! So heißt eine Projektwoche des Waldhauses, die von November 2013 bis heute 14 Mal stattfand. Dabei waren über 300 Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe in Best Practice-Projekten für Natur- und Artenschutz in der Stadt im Einsatz. Nun ist die Natur-Stadt-Schule beendet. Bei einem Presse-Spaziergang durch den Wald haben Hans Burgbacher, zweiter Vorsitzender der Stiftung Waldhaus, Waldhaus-Leiter Markus Müller und Projektleiter Philipp Gottwald heute Bilanz gezogen und Manfred Fehrenbach, Geschäftsführer der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg, für die Unterstützung gedankt. Die Stiftung hatte die Natur-Stadt-Schule über 18 Monate hinweg mit einem Gesamtbetrag von 99.000 Euro gefördert.

Dass Schüler den Naturschutz auf breiter Fläche in die Stadt bringen, ist bisher deutschlandweit einmalig. Das Strickmuster war dabei einfach: In einer Projektwerkstatt konnten sie ihre Aufgaben mit dem Forstwirt Philipp Gottwald planen; Gottwald hat die Natur-Stadt-Schule und zuvor schon die Freiburger Schulverwaldung ersonnen. Danach erhielten die Areale im Umfeld der Stadt, auf denen sie bestehende Lebensräume aufwerten und neue erschaffen konnten. Die Ergebnisse der Natur-Stadt-Schule sind bis heute vor Ort zu sehen und durch Hinweisschilder kenntlich gemacht.

Mal entstanden dabei, wie beim jüngsten Projekt, Hängematten für ermattete Spaziergänger und Waldgenießerinnen am Hang hinter dem Waldhaus. Mal schuf eine andere Projektgruppe ein Insektenhotel am Sternwaldeck. Außerdem wurde auf einer Streuobstwiese am Schönberg ein Habitat für den Steinkauz gestaltet, für das Urban-Gardening-Projekt „Wandelgarten“ im Vauban ein Gartenhäuschen gebaut, am Seniorenheim Augustinum in St. Georgen eine Rasenfläche in eine Bienenweide umgewandelt und an der Anne-Frank-Schule eine Feuerstelle mit Sitzbänken errichtet. Die Wochenberichte der Schüler, Fotos und Standorte der Projekte stehen auf www.waldhaus-freiburg.de.

Immer war das Ziel, dass sich die Jugendlichen von Anfang bis Ende mit dem Projektziel identifizieren, sich die Arbeit zutrauen und dafür einstehen. Für diese Zielgruppe gibt es ansonsten wenig Angebote im Bereich der Umweltbildung. Erwünschter Nebeneffekt: Als Multiplikatoren konnten die jungen Menschen ihre Erfahrungen in ihre Peer-Group oder Familie einbringen. Die Nachfrage spricht für die Natur-Stadt-Schule: Kurze Zeit nach Öffnung der Anmeldelisten waren alle Termine im Jahr 2014 und 2015 bereits ausgebucht.


Drei Beispiele aus der Natur-Stadt-Schule
(Auszüge aus Hinweisschildern und früheren Pressemitteilungen)


Beispiel 1: Reif für die Insel: Am 7. Juli 2014 beginnen zwei außergewöhnliche Projekte am Opfinger See

Vier Jahrzehnte lang wurde am großen Opfinger See Kies gefördert, nun dient er der Naherholung. Zudem entsteht ein Biotop und Artenschutzgebiet. Dabei helfen vom 7. bis 18. Juli Schüler und Schülerinnen der Tuniberg- und der Pestalozzischule. Im Rahmen der „Natur-Stadt-Schule“ übernehmen sie dort diverse Aufgaben, wo die Firma Peter nach 40 Jahren die Kiesförderung eingestellt hatte. Seit diesem Frühjahr befindet sich der See im Wandel. Im südlichen Teil lockt ein Naherholungsgebiet mit Liegewiese, im nördlichen Teil entsteht ein Biotop, das Besuchern nicht zugänglich sein wird.

Im mittleren Teil wird indes die Natur-Stadt-Schule aktiv. Vom 7. Juli ist die mobile Projektwerkstatt zwei Wochen lang am See im Einsatz. In Absprache mit der Naturschutzbeauftragten Dagmar Reduth und Markus Müller, dem Leiter des Forstreviers, wollen die Schüler den örtlichen Artenreichtum fördern. Kiesgruben wie am Opfinger Baggersee gehören nämlich zu den seltenen Ruderalflächen; das sind brachliegende Rohböden, die nach einer „Karriere“ als Abbruchgelände oder Kieshalde nicht mehr genutzt werden und nun trockenheitsliebenden Arten die Ansiedlung ermöglichen. Mit dem Ende der Kiesförderung verschwinden diese Trockenflächen schnell, weil die Vegetation zurückkehrt. Um sie aber auf Dauer zu erhalten, legt eine siebte Klasse der Tunibergschule in Opfingen vom 7. bis 11 Juli eine Trockenmauer aus Kalkbruchsteinen an.

Vom 14. bis 18. Juli widmen sich die Mädchen der siebten Klassen der Pestalozzi-Realschule dann der Renaturierung. Im mittleren Bereich des Sees ist durch die Baggerarbeiten der Firma Peter eine

kleine Insel entstanden. Den Flachwasserbereich zwischen dem Ufer und der Insel bepflanzen die Schülerinnen nun mit Schilf. Außerdem bauen sie eine Barriere aus Robinienpfählen im Wasser, um diesen Bereich dem Zutritt der Öffentlichkeit zu entziehen. Im geschützten Flachwasser können sich Amphibien dann ungestört entwickeln.


Beispiel 2: Die nächste Runde. Jugendliche verwandeln Rasenflächen rund um das Augustinum in blühende Bienenweiden

Der Frühling steht vor der Tür und das Projekt Natur-Stadt-Schule setzt seine Arbeiten für den Natur- und Artenschutz fort. Vom 24. bis 28. März wird die im Winter fertiggestellte Projektwerkstatt in Form eines Bauwagens auf dem Außengelände des Augustinums in Freiburg-St. Georgen stehen. Ziel der Projektwoche ist, die Grünflächen rund um die Seniorenresidenz ökologisch aufzuwerten.

Dafür graben Schüler eintönige Rasenflächen um und verwandeln sie in blühende Bienenweiden, die Bienen, Hummeln und Schmetterlingen genug Nahrung bieten. Bienenweiden sind in den ausgeräumten Agrarlandschaften von heute ein Muss. Gesät werden ausgesuchte ein- und mehrjährige Wildkräuter, die mit ihrer Blühfreudigkeit und einem reichen Nektar- und Pollenangebot von April bis November Insekten ernähren können.

Die Schülerinnen und Schüler informieren sich zunächst, welche Arbeitsschritte nötig sind. Dann kaufen sie Materialien, Saatgut und Werkzeuge für die Projektwoche ein. Im Projekt übernehmen sie alle Arbeiten, entfernen die Grasnarbe, bringen Sand ein, säen die Samenmischung und dokumentieren das Geschehen.

Diese Projektwoche führt das Waldhaus in Zusammenarbeit mit der Lernstatt Freiburg durch, einem pädagogischen Time-Out-Modell für Werkrealschulen. Die Lernstatt nimmt Jugendliche aus 7. oder 8. Haupt-/Werkrealschulklassen etwa 15 Schulwochen lang auf, wenn sie an ihrer Stammschule mit pädagogischen Mitteln nicht mehr in Unterricht und Schulleben integrierbar sind. Ziel ist die Rückführung in ihre alte Klasse oder eine andere Werkrealschule.

Die Projektwoche macht einen Austausch zwischen den Schülern der Lernstatt und den Bewohnern des Augustinums möglich. Zum einen können die Senioren den Fortschritt der Arbeiten beobachten und auf der Baustelle mit den Schülern in Kontakt treten, zum anderen sind die Jugendlichen eingeladen, an den Mahlzeiten im Speisesaal teilzunehmen und dadurch Einblicke in das Leben im Seniorenheim zu erhalten.


Beispiel 3: Im Wald wächst Wohlbefinden. Waldhängematten an der Wonnhalde

Acht Schüler der Lernstatt Freiburg haben die Waldhängematten an der Wonnhalde gebaut. Vier Tage lang haben sie im Sternwald Douglasien gefällt, entrindet und entastet. Am letzten Tag wurden die Rundhölzer zugesägt und auf Stahlseile gefädelt. Der Wald ist nicht nur Holzlieferant und Lebensraum für Tiere, er dient auch zur Erholung der Bevölkerung. Ein Verweilen auf den Hängematten an der frischen Luft soll zum Abschalten und Auftanken verleiten.
 
Eintrag vom: 01.05.2015  




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