oekoplus - Freiburg
Donnerstag, 2. Mai 2024
  --- Besuchen Sie unser neues Informationsportal wodsch.de
Uhr


 
Ist guter Strom zu teuer?
Warum die EEG-Umlage auf 5,27 Cent steigt

Freiburg, 11.10.2012: Nach wochenlangem Trommelfeuer auf allen Kanälen ist es jetzt offiziell: Mit 5,27 Cent pro Kilowattstunde wird die EEG-Umlage 2013 zu Buche schlagen. Groß ist das Geschrei von der Unbezahlbarkeit der Energiewende. Doch sind es wirklich die Erneuerbaren Energien, die den Strom teuer machen?

"Das Gegenteil ist der Fall", sagt Nico Storz, Geschäftsführer des fesa e.V. "Die Erneuerbaren Energien senken schon heute den Strompreis an der Börse. Leider kommt davon bei den Verbrauchern nichts an." Durch den Merit-Order-Effekt sind die Strompreise innerhalb des letzten Jahres von 5,26 Cent auf 4,37 Cent pro für Grundlaststrom und von 6,24 Cent auf 5,47 Cent für die Spitzenlast gesunken. Wenn viel Strom aus Erneuerbaren im Netz ist, müssen die teuersten Kraftwerke vom Netz genommen werden, da ein Einspeisevorrang für regenerative Energien vorliegt. Dadurch sinkt der Strompreis an der Börse. Gleichzeitig erhöht sich aber auch die Berechnungsgrundlage für die EEG-Umlage, da diese die Differenz zwischen dem Börsenstrompreis und der garantierten Vergütung für Erneuerbaren Strom ist. "Das Problem ist, dass die sinkenden Börsenpreise leider nicht an die Stromkunden weitergegeben werden", so Nico Storz. "Stattdessen erwirtschaften die großen Energieversorger satte Profite."

Ein weiterer gewichtiger Grund für das Ansteigen der EEG-Umlage sind die vielen Ausnahmetatbestände, welche die schwarz-gelbe Regierung in den letzten Jahren geschaffen hat. "Die Idee hinter der Befreiung von der EEG-Umlage war es, Industrieunternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen, nicht durch zu hohe Strompreise zu belasten", erklärt Nico Storz. "Inzwischen sind es jedoch alle Unternehmen mit einem Stromverbrauch von mehr als einer Million Kilowattstunden im Jahr. Zusätzlich sind die ganz großen Verbraucher seit letztem Herbst auch noch von den Netzkosten befreit. Für diese Subventionen muss jetzt der normale Stromkunde aufkommen, denn die Kosten verteilen sich nun auf weniger Schultern. Effizienzmaßnahmen werden gleichzeitig auch unattraktiver."

Was auch vielen nicht bekannt ist, die jetzt über den teuren Ökostrom schimpfen, ist das Ausmaß an Förderung und externen Kosten, das die konventionellen Energien mit sich bringen. Eine Studie im Auftrag von Greenpeace Energy und dem Bundesverband Windenergie hat ergeben, dass eine Konventionelle-Energien-Umlage von 10,2 Cent pro Kilowattstunde fällig wäre, würde man all die Subventionen sowie Kosten für Umwelt- und Gesundheitsschäden einpreisen. "Die Folgekosten für Atom- und Kohlestrom werden noch unsere Kinder und Enkel tragen müssen", so der fesa-Geschäftsführer. "Bei den Erneuerbaren Energien sind die Preise dagegen transparent."

"Wenn Umweltminister Altmeier jetzt an den Grundsätzen des EEG rumschrauben will, schüttet er das Kind mit dem Bade aus", so Nico Storz. "Eine dezentrale Energiewende in Bürgerhand ist nicht nur der wirtschaftlich sinnvollste Weg aus der Klimakrise, er ist auch der demokratischste, denn die Bürgerinnen und Bürger können über ihre Stromversorgung selbst bestimmen. Zudem bleibt die Wertschöpfung in der Region und landet nicht in den Taschen der Konzerne. Mit dem jetzt vorgeschlagenen Quotenmodell sind schon andere Länder schlecht gefahren. Stattdessen wurde das deutsche EEG weltweit kopiert."

Um unnötige Kosten für die Bürgerinnen und Bürger zu vermeiden, ist es zunächst wichtig, die Befreiungen von EEG-Umlage und Netzkosten auf ein vernünftiges Maß zurückzufahren. Außerdem sollte der Ausbau der Offshore-Windkraft nicht zu sehr fokussiert werden. Im Gegensatz zu Windkraft an Land und Photovoltaik benötigt sie einen teuren Netzausbau. Die Netzanschlusskosten bezahlt auch nicht der Betreiber (meist große Energieversorger) sondern die Allgemeinheit.

"Die aktuelle Debatte verschleiert die Tatsache, dass es eben nicht die Erneuerbaren Energien sind, die den Strom teuer machen", so Nico Storz. "Im Gegenteil: Sie garantieren, dass wir uns auch in Zukunft noch eine Energieversorgung leisten können. Fossile Ressourcen sind endlich und werden Jahr für Jahr teurer. Die Erneuerbaren Energien benötigen dagegen nur die Anfangsinvestition für den Bau der Anlagen; die weiteren Betriebskosten sind minimal. Wer hier Krokodilstränen über Hartz-IV-Empfänger, denen der Strom abgestellt wird, vergießt, handelt unredlich. Bei der Umverteilung der Umlagekosten von oben nach unten hat dagegen keiner der plötzlich vom sozialen Gewissen angefallenen Herren und Damen aus der Regierung mit der Wimper gezuckt. Richtig und wichtig ist es dagegen, sozial schwache Haushalte beim Energiesparen zu unterstützen. Mit dem Projekt Strom-Spar-Check von Caritas und VABE e.V. Freiburg ist das für Hartz-IV-Empfänger bereits schon möglich. Neu ist eine Kühlschrank-Abwrack-Aktion der Stadt Freiburg, welche die größten Stromfresser im Haushalt eliminieren soll. Dass der Bedarfssatz für Energie den steigenden Preisen angepasst wird, sollte selbstverständlich sein. Die Erneuerbaren Energien dagegen für die Energiearmut in immer weiteren Kreisen der Bevölkerung verantwortlich zu machen, verdreht die Tatsachen und dient nur der allgemeinen Kampagne gegen die Energiewende - angezettelt von den Lobbyisten der großen Energieversorger, die um ihre Pfründe fürchten."

Eine detailliertere Auseinandersetzung mit dem Thema Strompreise finden Sie in unserem E-Paper "fesa-Thema", das am kommenden Montag erscheint und auf unserer Webseite www.fesa.de kostenlos zum Download steht.
Mehr
Eintrag vom: 11.10.2012  




zurück
Oekostation_Haus_3026_2a.JPG

Copyright 2010 - 2024 B. Jäger