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Rote Karten beim illegalen Artenhandel
WWF LĂ€nder-Rating zeigt Erfolge und Misserfolge im Kampf gegen illegalen Artenhandel bei Nashorn, Tiger und Elefanten

Berlin - Wilderer wĂŒten in Afrika und Asien. Vor allem Elefanten, Nashörner und Tiger sind begehrte Beute. Dabei stehen sie unter dem strengen Schutz von CITES, dem weltweit gĂŒltigen Washingtoner ArtenschutzĂŒbereinkommen, das den kommerziellen Handel mit diesen Tierprodukten nahezu komplett verbietet. Die illegalen GeschĂ€fte florieren jedoch. Auch unwissende Touristen machen sich strafbar, wenn sie die falschen Souvenirs mit nach Hause bringen. Der WWF hat nun untersucht, welche LĂ€nder sich im Kampf gegen den illegalen Handel von Elefanten-, Nashorn- und Tiger-Produkten einbringen. Dazu analysierte er 23 LĂ€nder, die als Herkunfts-, Transit- oder Zielland solcher Produkte besonders betroffen sind und veröffentlichte eine Scorecard. „Auf einen Blick ist so zu erkennen, wo Artenschutz nur ein Lippenbekenntnis bleibt. Wir erhöhen so den Druck, um Wilderei und illegalen Handel wirkungsvoller zu bekĂ€mpfen“, sagte Volker Homes, Leiter Artenschutz beim WWF Deutschland.

Mittels Ampelsystem zeigt der Report auf, welche Staaten den illegalen Wildartenhandel zu unterbinden suchen und welche sich kaum darum kĂŒmmern. Tatsache ist: Der illegale Handel existiert in allen untersuchten LĂ€ndern. Doch einige LĂ€nder zeigen echten Willen zur VerĂ€nderung, andere nicht. Epizentrum der Elefanten- und Nashorn Wilderei ist Afrika. Angelockt durch die hohen Gewinnspannen drĂ€ngen inzwischen KrĂ€fte nach, die bisher im Waffen-, Drogen- und Menschhandel tĂ€tig waren. In Zentralafrika hat Elefantenwilderei einen Umfang angenommen, der die gesamte Region destabilisiert und auch fĂŒr Menschen gefĂ€hrlich wird. Bei Tigern gab es zwar keinen neuen Wilderei-Peak, jedoch leben insgesamt weltweit nur noch etwa 3.200 Tiere in der Wildnis, sodass jedes gewilderte Tier kritisch ist.

Mit am schlechtesten, mit zwei roten Bewertungen fĂŒr Nashorn und Tiger, schnitt in der Scorecard Vietnam ab. Dort gilt Nashorn-Puder als Medizin gegen Fieber, Kater und sogar Krebs. Vor allem vietnamesische Kunden haben als Großabnehmer so eine Wildereikrise in SĂŒdafrika ausgelöst. Im Jahr 2011 wurden dort mindestens 448 Nashörner gewildert, in diesem Jahr sind es bislang schon 262. Vor Ort wurden Vietnamesen wegen illegalen Artenhandel mit Nashorn verhaftet, darunter auch vietnamesische Diplomaten. In Vietnam selbst wird das Problem vernachlĂ€ssigt. Der vietnamesische Zoll hat seit 2008 keine Beschlagnahmung von Nashorn mehr gemeldet. „Die vietnamesische Regierung ignoriert ihre Verantwortung fĂŒr die Nashorn-Wildereikrise und schaltet auf Durchzug. Wir fordern, dass die bisherige Strafgesetzgebung ĂŒberarbeitet wird und die Regierung endlich effektiv den Handel eindĂ€mmt, insbesondere im Internet“, sagt Volker Homes.

China gilt als großer Markt fĂŒr Elfenbein, der nationale Handel ist dort unter sehr eingeschrĂ€nkten Bedingungen legal. Die WWF-Scorecard bewertet Chinas Umgang mit Elfenbein mit Gelb. Denn der Staat kontrolliert die Einhaltung der Regelungen kaum, sodass große Mengen Elfenbein aus illegalen Quellen wahrscheinlich in den legalen Markt gelangt sind. „Die Regierung muss die eigenen MĂ€rkte strenger kontrollieren und den in Afrika lebenden Chinesen klar machen, dass Ausfuhr illegaler Artenhandelsprodukte verfolgt und streng bestraft wird“, fordert Volker Homes. Thailand ist ebenfalls stark im Elfenbeinhandel aktiv und wird in der Scorecard beim Elefant mit Rot bewertet. Denn auch hier wird der legale Markt massiv unterwandert. „Der nationale Handel mit Elfenbein von gezĂ€hmten asiatischen Elefanten ist in Thailand legal. Daher nutzen Schmuggler das Land als Zwischenstation. In vielen exklusiveren GeschĂ€ften werden offen Elfenbeinprodukte angeboten. Doch der Ursprung ist oft unklar. Um diesen Sumpf trockenzulegen, hilft nur ein nationales Handelsverbot“, sagt Volker Homes.

Der Report zeigt aber auch positive Beispiele. So engagieren sich Indien und Nepal stark im Kampf gegen die Wilderei. In Nepal wurde 2011 kein einziges Nashorn gewildert. Und in Gabun verbrannte der PrÀsident vergangenen Monat das gesamte beschlagnahmte Elfenbein des Landes, um es dauerhaft dem Markt zu entziehen und so entschieden der Wilderei entgegenzutreten.

In Deutschland sind auf Initiative des WWF seit einigen Jahren Artenschutz-SpĂŒrhunde im Einsatz. Sie kontrollieren an den FlughĂ€fen das GepĂ€ck der Urlauber. Auch in anderen TransitlĂ€ndern, wie beispielsweise Italien, Tschechien, UK und Russland arbeiten Zollbeamte erfolgreich mit den Vierbeinern zusammen. Welche Produkte Reisende unbesorgt mit nach Hause nehmen dĂŒrfen, steht im WWF-Souvenir-Ratgeber.
 
Eintrag vom: 24.07.2012  




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